Dirk und Elisabeth Duindam mit ihrem Sohn
Dick 1945
Werksausweis Dirk Duindam für die Aktiengesellschaft sächsische Werke im Braunkohlen Großkraftwerk Espenhain, gültig ab dem 16.10.1944, aus dem hervorgeht, dass er vom 21.07.1944 bis zum 14.10.1944 im Arbeitserziehungslager in Haft gewesen war.
Diese Verpflichtungserklärung gehörte zu den Arbeitspapieren Dirk Duindams. Die Aburteilung durch das deutsche Strafgericht bei Zuwiderhandlung hätte auch 'Sondermaßnahmen' der Gestapo, also die Todesstrafe, bedeuten können. Quelle: Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig, 20640 ASW (Aktiengesellschaft Sächsische Werke), Braunkohlen- und Großkraftwerk Espenhain, Nr. 434
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© Anke Schulz Dick Duindam zu Besuch in Eidelstedt Der Niederländer Dick
Duindam aus Oegstgeest (Provinz Südholland) war am 22. August 2015
zu Besuch in der virtuellen Luruper Geschichtswerkstatt. Dick Duindam
recherchiert seit Jahren über das Schicksal seines Vaters, vermittelt
durch Gaby von Malottki vom Stadtteilarchiv Ottensen führte sein
Weg ihn nun auch nach Lurup und Eidelstedt.
Die Hamburger Behörden unterwarfen von 1939 bis 1945 fast 500 000 Menschen der Zwangsarbeit. Die deutsche Wehrmacht hatte nach der Besetzung der Niederlande 1940 ca. 400 000 Niederländer zur Zwangsarbeit nach Deutschland deportiert. Auch die niederländischen Zwangsarbeiter mussten u.a. in Rüstungsunternehmen arbeiten, Kriegstrümmer räumen, Behelfsheime bauen. Die Willi Bredel Gesellschaft hat in ehemaligen Zwangsarbeiterbaracken am Willhelm Raabe Weg in Hamburg-Fuhlsbüttel eine Gedenkstätte eingerichtet. In diesen Baracken mussten niederländische Zwangsarbeiter für Röntgen-Müller arbeiten, siehe http://www.bredelgesellschaft.de/schoeps/rb2001.html#Zwangsarbeiter Die Eidelstedter Drahtwerke betrieben mehrere Zwangsarbeiterlager. Nach den Recherchen von Friedericke Littmann unter www.zwangsarbeit-in-hamburg.de befanden sich diese Lager von ca. 1942 bis 1945 in der Schnackenburgallee 180 (Baracke für 113 Zwangsarbeiter), in der Reichsbahnstraße 95 und in der Schnackenburgallee nahe 203-215 (100 russische Militärinternierte). Es lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen, in welchem Lager Dirk Duindam zwangsarbeiten musste. Im Hamburger Staatsarchiv ist eine Lagerskizze des für den Bau der Zwangsarbeiterlager zuständigen Architekten Konstanty Gutschow für ein Zwangsarbeiterlager der Eidelstedter Drahtwerke in der Schnackenburgsallee erhalten geblieben, das jedoch für russische Militärinternierte vorgesehen war. Ich vermute, dass Dirk Duindam in einer Baracke des Lagers auf dem Gebiet der Tivoli-Werke nahe dem Eidelstedter Bahnhof unterkommen musste. Der Vater Dick Duindams kam
nur vorübergehend zu den Drahtwerke Eidelstedt. Vermutlich hatte
er sich gegen Anordnungen gewehrt, denn weitere Dokumente des Hamburger
Staatsarchivs, des Internationalen Suchdienstes Arolsen und des Staatsarchivs
Leipzigs, die Dick Duindam in mühseliger Kleinarbeit recherchieren
konnte, belegen, dass er am 3. Juli 1944 in das polizeiliche Durchgangslager
Amersfoort als Häftling eingeliefert wurde. Am 20. Juli 1944 wurde
er deportiert zum Arbeitsamt Borna, Gau-Arbeitsamt Sachsen. Danach wurde
er strafversetzt in das Arbeitserziehungslager Espenhain in Sachsen. Arbeitserziehungslager
waren Straflager für Zwangsarbeiter, die gegen die Arbeitspflicht
und die diskriminierenden Behördenerlasse aufbegehrt hatten. Martin
Reiter, der über das Arbeitserziehungslager in Hamburg-Wilhelmsburg
publiziert hat, beschreibt Arbeitserziehungslager als "eine der brutalsten
Formen der Zwangsarbeit." Quelle. http://www.offenes-archiv.de/en/medium-ansicht?id=7359
Dokumentiert ist für
Dirk Duindam der Zeitraum von 21.07.1944 bis zum 14.10.1944. In dieser
Zeit versuchte er vermutlich zu fliehen, er soll am 16.08.1944 aus einem
Urlaub' nicht zurückgekehrt sein. Zu diesem Zeitpunkt war seine
Frau Elisabeth hochschwanger. Nach den Recherchen von Friedericke Littmann befand sich ab November 1944 im Schulterblatt 58, Block C ein Zwangsarbeiterlager von Dennert & Pape, eine Fabrik für geodätische und mathematische Instrumente (Rechenstäbe, Zeichengeräte). Dieses Lager befand sich im Hinterhaus C und hatte 17 Essensteilnehmer, siehe www.zwangsarbeit-in-hamburg.de
Dirk Duindams Frau Elisabeth
(geb. 09.12.1921) folgte ihrem Mann nach Deutschland, sie arbeitete in
einem Milchgeschäft in der Rellinger Straße in Eimsbüttel,
reiste aber schon am 01.09.1944 zurück in die Niederlande. Im November
gebar sie in Oegstgeest ihren Sohn Dick, vermutlich konnte ihr Mann Dirk
nicht dabei sein. Bis heute ist die Familie Duindam den ehemaligen Inhabern
des Milchgeschäftes in der Rellinger Straße freundschaftlich
verbunden. Aus den noch vorhandenen Akten im Hamburger Staatsarchiv geht
nicht hervor, dass Elisabeth Duindam als Zwangsarbeiterin nach Deutschland
verpflichtet wurde.
Dirk und Elisabeth Duindam hatten zu ihren Lebzeiten ihren Kindern nichts von der Zwangsarbeit in Deutschland erzählt. Ihr Sohn Dick hat erst durch den Nachlass seines Vaters 1971 davon erfahren. Seitdem ist er auf der Suche, möchte das Schicksal seiner Eltern besser verstehen lernen. Vielleicht gibt es noch jemanden, der ihm weitere Hinweise auf das Schicksal seiner Eltern geben kann? E-Mails bitte an lurup [at] gmx.de . Mehr über Zwangsarbeiterlager in Stellingen siehe auch hier.
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Von links nach rechts:
Gaby von Malottki (Stadtteilarchiv Ottensen), Ursula Schulz (Zeitzeugin),
Dick Duindam hat zahlreiche Dokumente zusammen getragen, die ihm mehr über das Schicksal seines Vaters erzählen.
Bei einer Ortsbegehung am Eidelstedter Bahnhof, Ottensener Straße und Schnackensburgsallee entdeckten wir noch erhalten gebliebene Baracken auf dem Gelände des Edelfettwerks in der Ottensener Straße. Dick Duindam vor diesen Baracken, die ahnen lassen, wie die Ausmaße der Zwangsarbeiterbaracken, in denen sein Vater untergebracht gewesen war, gewesen sein mögen. Ob diese Barackentatsächlich ehemalige Zwangsarbeiterbaracken sind, lässt sich jedoch nicht mit Bestimmtheit sagen.
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